Nach wahren Begebenheiten

 

 

 

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"Ich glaube mich nicht zu täuschen, dass diese Umgebung zum Zentrum  von Sittlichkeitsverbrechen recht übelster Art ist...“

 

...konstatiert der damalige Kriminalrat Lüdke. Selbst im Reichskriminalhauptamt am Werderschen Markt wird man in den nächsten Monaten ins Rotieren kommen, wie selten zuvor.

Berlin 1940. Es ist Krieg. Tausende Männer stehen bereits im Felde. In der Reichshauptstadt, wie im ganzen Land wird seit Mai 1940 totale Verdunkelung bis Sonnenaufgang angeordnet.

Und in den Laubenkolonien zwischen den Bahnhöfen Karlshorst und Rummelsburg geht der Schrecken um. Hier wurden kürzlich mehrere Sittlichkeitsdelikte angezeigt. Begonnen hatte es, als Frauenin in der Dunkelheit des Abends plötzlich erschreckt und überfallen wurden. Wer das tat, probte die Methode. Die Handgreiflichkeiten nehmen zu. Die Frauen werden gewürgt und mit einem schweren, stumpfen Gegenstand geschlagen. 

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Im Spätherbst 1940 geht die Angst um.

 

Der Täter genießt es und sucht sein nächstes Opfer. Und damit beginnt das eigentliche Drama. Denn der Täter beschließt nun, die Frauen, auf die er es abgesehen hat, nicht allein an Gegenwehr zu hindern und zu vergewaltigen. An einem Novemberabend wird zwischen den Bahnhöfen Rummelsburg und Karlshorst eine Frau aus dem fahrenden Zug gestoßen. Auch sie fuhr spät am Abend und ohne Begleitung in einem Abteil der Berliner S-Bahn, als sie angefallen, mit einem großen harten Gegenstand gegen den Kopf geschlagen wurde und im Gleisbett der Bahn endete.

 Im Ministerium Goebbels ist man schon lange auf die Sache aufmerksam geworden und hat striktes Verbot, die Presse in die Ermittlungen einzuschalten. Dies spielt den Mörder in die Hände,  weitere Frauenleben werden aufs Spiel gesetzt.

 

Eine Beamtin der weiblichen Kriminalpolizei wird unverzüglich als „Lockvogel“ in die geheime, aber weitgreifende Fahndung eingebunden. Doch diesmal ist es noch vergeblich, denn später findet sich unter dem Aktenzeichen 4 P Js 3001/40 findet der Eintrag:

 

… gegen 23 Uhr, wurde eine junge Frau zwischen den Bahngleisen bei der Station Karlshorst mit schweren Schädelverletzungen tot aufgefunden. Nähere Tatumstände konnten nicht ermittelt werden“.

 

 

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 „Schläge mit einem stumpfen, nicht kantigen Gegenstand“

 

... stellt der  Gerichtsmediziner bei der Toten fest und den Kriminalisten ist klar, dass sie es mit einem zu allem bereiten Serientäter zu tun haben.

Man hält die Bahnhöfe unter ständiger Beobachtung, abends und nachts fahren Beamte in den Bahnen der Linie mit dem Lockvogel auf und ab.Verhindern können sie nicht, dass schon einige Tage später Bahnbeamte zwischen den Stromschienen der S-Bahnstrecke wieder die Leiche einer Frau finden. Die Umstände lassen keinen Zweifel: Der S-Bahnmörder hat wieder zugeschlagen. Der Täter bleibt dabei im Rhythmus, noch drei Mal in kürzester Zeit hintereinander werden Frauenleichen am Bahndamm gefunden.

Am späten Abend des 11.November 1940 spricht eine Frau am Bahnhof Rummelsburg den SA-Oberscharführer und Parteigenossen Paul Ogorzow an. Ist er ihr späterer Mörder?

 

Die Leiche dieser Frau wurde Tags darauf mit eingeschlagenem Schädel neben dem Bahndamm gefunden. Die Bahnhöfe werden nun Festungen.

 

Da ersinnen die Kriminalisten eine weitere List und lassen das Gerücht streuen, alle Maßnahmen zur Täterergreifung seien fruchtlos und würden daher jetzt eingestellt.

Was den Kriminalern nun hilft, wird einer weiteren Frau zum Verhängnis. Denn tatsächlich schlägt der Mörder beinahe umgehend wieder zu und mordet in der Laubenkolonie Gutland I.

Einen vagen Hinweis gibt ein verdeckter Polizist als Bahnarbeiter, der beobachtet hatte, wie ein Weichensteller während seines Dienstes des Öfteren seinen Arbeitsplatz im Stellwerk verlassen habe und über den Zaun des Bahndamms davongeklettert sei. 

 

Doch bevor das Fallbeil in Plötzensee den „S-Bahnmörder“ um einen Kopf kürzer macht, verkündet dieser, was ihn getrieben hatte:

 

 

„Ich habe vor einigen Jahren einen Tripper gehabt und ging damit zu dem jüdischen Hausarzt. Der Jude, der wuste, dass ich Parteigenosse war, hat aus Hass gegen die Nationalsozialisten meine Krankheit so behandelt, daß Folgen davon zurückgeblieben sind, die meinen Geisteszustand beeinflußt haben.

"Ich bitte, das bei der Strafzumessung zu berücksichtigen. Vor allem, daß ich für meine Taten deshalb nicht verantwortlich bin. Außerdem bitte ich zu berücksichtigen, dass ich Parteigenosse der NSDAP bin.“

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